24 November 2005

Ode to be Wilde


Mir war wohl kurz schwarz vor den Augen. Was war passiert? Mensch wach auf Junge! Langsam komme ich zu mir, Gott seis gedankt. Ich höre noch im Unterbewußtsein ein prägnantes "Medammes et Messieurs, rien ne va plus" und die kleine weiße Kugel, wie Sie klick klack auf der Drehscheibe tänzelt, um sich dann langsam und für nur einen kurzen Augenblick auf einem Zahlenparkplatz niederzulassen. Der Nebel vor meinen Augen klart auf und ich finde zu gewohnter Sehschärfe. "Dix-Neuf" schreit Pierre, der Groupier (ich scheine Ihn zu kennen, denn er schaut ganz wehmütig zu mir auf, als er meinen Chip vom Tisch schiebt). Neunzehn, nein Danke, ohnehin viel zu jung denke ich mir. Da bleibe ich doch lieber meinem ausgeklügeltem Roulette-Zahlen-System treu, als daß ich vogelwild auf Zahlen setze, welche mich an Damen zu jungen Alters erinnern. Pierre setzt die Scheibe wieder in Bewegung und verkneift sich ein Schmunzeln, ich habe wohl eben etwas zu laut gedacht. Ich mache meinen Einsatz und blicke an mir herunter. Da war doch was? Ahh ja, da ruht sich doch seit geraumer Zeit Dina, eine sibirische Schneekatze wie ich Sie zu nennen pflege (eigentlich ist Sie Moskovitin), an meiner Brust aus. "Noch ein Drink Babuschkalein?" Sie schnurrt bejahend. Ich winke Giorgio meinen Lieblingskellner herbei, der prompt antrabt. Auf seine Frage "Das Übliche Mr. Wilde?" entgegne ich Ihm kurz und knapp "Ma certo". Das Übliche ist übrigens ein klassischer Martini Cocktail. Ich bestehe aber immer auf zwei Oliven, denn ich liebe es wenn diese beim trinken so nett aneinanderplautzen.
Wie dem auch sei, in mir steigt irgendwie ein Gefühl der Langeweile auf. Ihr denkt Euch jetzt bestimmt "Was jammert dieser vom Leben verwöhnte Mensch überhaupt?" Und Ihr habt vollkommen Recht, denn warum sollte ich, dessen Lebensstil einem Kurt Molzer als Vorbild später dienen sollte, auch frustriert sein? Ich befinde mich spielerisch gerade aber auch nicht auf der Gewinnerstraße, was meiner schlechten Laune nicht gerade förderlich zu sein scheint, mich aber weniger beschäftigt als die Verspätung seiner Lordschaft, Lord Brett Sinclair, meinem blaublütigen und langjährigen Jet-Set-Freund von der Insel. Ein wahrer Freund, zische ich, lässt mich hier auf diesem Geldfriedhof zwischen Chanel-Mumien und ihren steiffen Zombies fast verrotten. Ich denke schon wieder laut "Wo steckt dieser Strolch", da unterbricht mich Giorgio höflich und reicht Dina und mir unsere Drinks. "Das ist ohnehin nur ein durchlaufender Posten Giorgio, bring uns doch gleich noch zwei mein Lieber" witzel ich ihm zu. Ich stoße noch kurz mit Dina an, lasse noch eine meiner Standard-Phrasen wie "Auf den Weltfrieden" los und schon rinnt das kühle Nass meine Kehle hinab. Ich stelle das Glas ab und bin gerade versucht zu sagen "Was für ein müder Haufen", da erspähen meine Adleraugen am anderen Ende des pompösen Saals das ersehnte Lordchen, mit seiner neuesten Errungenschaft aus Schweden.... Die blonde Gazelle mit den langen und nicht zu verachtenden Greten ist übrigens Stellerin in der Schwedischen Volleyball-Nationalmannschaft...sportlich, sportlich Lordchen, denke ich mir, während ich meinen Drink abstelle, das sibirische Kätzchen an den Spieltisch setze. Ich empfehle mich kurz bei Ihr um seine Lordschaft zu uns an den Tisch zu holen. Der Abend scheint gerettet...
Giorgio befreit auf meinen Wink bereits in gewohnter Manier den perlenden Dom Perignon aus seinem Behältnis. Jetzt hauchen wir dem monegassischem Geldfriedhof mal etwas Leben ein...Zeit wird's.

Lesen Sie nächste Woche mehr zu folgendem Thema:
Danny Wilde, der Mann 'der auf alle Parties eilt', mischt das Filmfestival auf und stellt sich die herausfordernde Frage "Kann es in Cannes?".

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